NRW braucht Studienkollegs

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Schreiben vom 25. März 2012 an die Kultusministerkonferenz

Betr.: Neuer Hochschulzugang für Bildungsausländer

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Staatssekretär des Landes NRW, Herr Dockter, hat Sie kürzlich über das neue Hochschulgesetz in NRW informiert, das den Universitäten des Landes die Möglichkeit gibt, an Stelle einer vor einem Studienkolleg abgelegten Feststellungsprüfung eine hochschulinterne Prüfung abzulegen.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich dabei um einen „innovativen“ Entwurf im Sinne des früheren Wissenschaftsministers Pinkwart. In Wirklichkeit ist es aber der wiederum vergebliche Versuch, Ersatz für die gescheiterte Privatisierung der Studienkollegs in NRW zu finden. Die frühere schwarz-gelbe Landesregierung hatte ja die staatlichen Studienkollegs in NRW aufgelöst, lediglich die Kirchen, die dies aus berechtigten moralischen Gründen ablehnten, durften ihre beiden Kollegs weiterführen. Als die ursprünglich erwarteten privaten Studienkollegs nicht entstanden, modifizierte man das Schließungskonzept und erlaubte den Hochschulen, auch in Verbindung mit privaten Trägern, Studienkollegskurse einzurichten. Auch dies ist misslungen. Keine Universität bietet solche Kurse an. Das gleiche berechtigte Desinteresse zeigten die Hochschulen in NRW bei der Vorstellung des modifizierten Hochschulgesetzes. Das hat klare Gründe:

1. Die Studienkollegs in Deutschland sind fast alle für mehrere Hochschulen zuständig. Ein Medizinerkurs, wie ihn der Vorsitzende unseres Vereins in Münster früher anbot, hatte 20 bis 25 Teilnehmer. Davon studierten wegen der geringen Zulassungszahlen aber nur 5 oder 6 Medizin in Münster, die übrigen gingen an die anderen westfälischen Hochschulen, für die das Studienkolleg zuständig war. Nach dem neuen NRW-Modell könnte der Fachbereich Medizin der Uni Münster fünf Studierende mit unklarer Qualifikation zulassen und sie dann in einem überteuerten Minikurs parallel zum Studium qualifizieren.

2. Die Studienkollegs werden in der Regel von free-Movers aus Entwicklungsländern besucht. Fast alle von ihnen besitzen nicht die sprachliche Qualifikation für ein Hochschulstudium. Sie müssen daher vor der Fachstudienaufnahme Sprachkurse besuchen. In den Studienkollegs werden Sie nun sprachlich und fachlich auf das Studium vorbereitet. Nach der unabhängigen HIS-Studie ist dann ihr Studienerfolg doppelt so hoch wie der der Ausländer mit Studienzugang ohne Studienkolleg, fast so hoch wie der deutscher Studierender. Angesichts der Überfülle der Hochschulen ist es geradezu unsinnig, Studierende nach ausländischer Papierlage zuzulassen und dann ihr fachliches Scheitern noch mit überteuerten Begleitprogrammen zu versehen

3. Studienkollegs sind ein Qualitätsinstrument mit durch die KMK verbindlich definierten Standards. Die NRW-Regelung senkt diese. Das ist zwar für NRW nicht ungewöhnlich, aber nicht nachahmenswert.

4. Natürlich gibt es auch einzelne Studierende, die das Studienkolleg rechtlich, aber nicht inhaltlich brauchen. Für sie gibt es Verkürzungen und externe Prüfungen, um sie nicht aufzuhalten. Genauso gibt es deutsche Schüler, die schon ein Jahr vor dem Abitur studierfähig sind. Will man die auch zulassen?

5. Die Bewerber befinden sich in der Regel im Ausland und können dort keine hochschulinterne Prüfung ablegen. Wie sollen sie ein Visum bekommen? Der vom DAAD angebotene Test TestAS ist ein Intelligenztest mit erschreckend geringer Korrelation mit dem Studienerfolg, die fachlichen Studienvoraussetzungen erfasst er nicht. Daher bleiben den Hochschulen nur zwei Wege: Sie lassen Bewerber nach Papierform zu oder sie schaffen Kooperationsmodelle mit ausländischen Schulen oder Hochschulen. Beim zweiten Weg beschränkt man sich aber auf ganz wenige Länder, während in den Studienkollegs 50 bis 60 Nationen vertreten sind. Die enge Kooperation mit einzelnen Ländern bietet natürlich den Vorteil, dass einzelne Hochschullehrer den Kooperationspartner im Heimatland auf Hochschulkosten besuchen können. Das ist erfahrungsgemäß in Einzelfällen attraktiv, aber nicht im öffentlichen Interesse.

Die Schließung der Studienkollegs in NRW war unübersehbar ein Fehler. Die jetzige rot-grüne Landesregierung hat daher zu Recht in den Koalitionsvereinbarungen festgelegt, den Schließungsprozess aufzuhalten und wieder Studienkollegs einzurichten. Natürlich ist das angesichts der NRW-Haushaltslage und angesichts des bevorstehenden Doppeljahrgangs in NRW sehr schwierig. Aber die vorliegende Gesetzesänderung beinhaltet nicht die Einlösung des Koalitionsversprechens. Vielmehr ist es der Versuch, das Nichtstun zu kaschieren und die finanzielle und gesellschaftliche Verantwortung ohne Kompensation den Hochschulen zuzuschieben. Kein Wunder, dass diese darauf nicht eingehen.

Zurzeit bilden die umliegenden Bundesländer Studierende an ihren Studienkollegs auch für NRW aus. Es ist im Interesse aller Bundesländer, den Alleingang von NRW kritisch zu begleiten und darauf hinzuwirken, dass die Koalitionsvereinbarung zur Wiedereinführung der Studienkollegs eingelöst wird.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jansen

Hier finden Sie diesen Text im PDF-Format:
Schreiben vom 25. März 2012

 

Schreiben vom 14. Januar 2009

Betr.: Internationalisierung, Tagung am 21.01.09 in Bonn

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Internationalisierung hat in vielen Bereichen deutliche Fortschritte gemacht, nicht aber im zentralen Bereich der grundständigen Studiengänge. Dies zeigen nicht nur die rückläufigen Anfängerzahlen, sondern noch stärker die erheblich zurückgegangenen Bewerberzahlen, die dann ja auch das quantitative Problem wegen fehlender Auswahlmöglichkeiten zu einem qualitativen Problem machen. Ich möchte Sie mit diesem Schreiben bitten, sich für das grundständige Studium von Ausländern einzusetzen, insbesondere bei der Tagung am 21.01. in Bonn. Das grundständige Studium von Studierenden aus Entwicklungs- und Schwellenländern ist von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung:

• Wir gewinnen so, wie es amerikanische und chinesische Politiker offen aussprechen, die Eliten dieser Länder für uns.

• Unsere Wirtschaft braucht diese Studenten als zukünftige Partner und Mitarbeiter.

• Es ist ein nachhaltiger Beitrag zur Entwicklungspolitik.

• Es ist ein humanitärer Beitrag, da in vielen Ländern Schulabsolventen aus politischen, ethnischen, religiösen, finanziellen und anderen Gründen vom Studium ausgeschlossen werden.

• Es ist eine Bereicherung für unsere Studenten, die so Kontakt zu völlig anderen Kulturen bekommen. Leider ist insbesondere bei vier großen Universitäten in NRW das Interesse an diesen Studierenden gesunken:

• Ihr Studienerfolg ist gering, wenn sie kein Studienkolleg besucht haben oder eine fachpropädeutische Vorbereitung bekommen haben, die es bislang nur an wenigen großen Universitäten an deren Studienkollegs (außerhalb von NRW) gibt.

• Der Elite-Status und die damit verbundenen Drittmittel sind nur an die Forschung ge- bunden und völlig unabhängig von guter Lehre. Master- und Promotionsstudenten sind daher für diese Universitäten viel interessanter als grundständige Bachelor- Studenten.

• Für einzelne englischsprachige Angebote gibt es genügend Zulauf und ebenso gibt es an einigen Hochschulen intensive Kooperationen mit Hochschulen in China, Indien oder den Emiraten. Diese homogenen Gruppen gelten als übersichtlicher als die Vielfalt der frei einreisenden Studierenden und sie sind im persönlichen Interesse einzelner Hochschullehrer.

Diese Argumentation ist sicher kurzsichtig, eine betriebswirtschaftlich orientierte Universi- tätsstrategie, die den volkswirtschaftlichen und moralischen Aspekt vernachlässigt, hat nur kurzfristigen Erfolg. Wenn man weiterhin grundständige Studenten will oder auch nur hin- nimmt, ist es angesichts der erhöhten Anforderungen des Bachelor-Studiums unumgänglich, die Studierenden so vorzubereiten, dass sie eine Chance auf einen erfolgreichen Abschluss haben. Das dazu nötige fachliche Know-how ist nicht bei den verwaltenden und betreuenden Auslandsämtern vorhanden, sondern bei den Studienkollegs, die sich bundesweit zuneh- mend für Studierende öffnen, die eigentlich kein Studienkolleg besuchen müssen. Metho- denkurse reichen dazu bei weitem nicht aus. Besonders deutlich sieht man solche Unter- schiede an den zwei Parallelangeboten an der Universität München.

In NRW kann man nun nicht den Weg gehen, den die anderen Bundesländer beschreiten, da man mit der völlig missglückten „Reform“ der Studienkollegs das dazu passende Instrument verloren hat. Bei ihrem Antritt hat die Regierung im Jahr 2005 sieben staatliche Studienkollegs vorgefunden, die nun auslaufen. An den Hochschulkollegs gab es 48 Kurse, darunter 10 für Medizin und 10 für Geisteswissenschaften. Hinzu kamen noch 12 Kurse an den Fachhochschulen für Technik und Wirtschaft. Insgesamt reichte die Kapazität für 1200 Studenten. Nun, nach der Reform, ist das Bild erschreckend. Nachdem die Regierung selbst gemerkt hat, dass die ursprüngliche Hoffnung auf private Kollegs vergeblich ist, dürfen nun die Hochschulen, ursprünglich hatte man ihnen das verboten, kostenpflichtige Studienkollegskurse einrichten. Die Nachfrage dazu ist natürlich denkbar gering, da die anderen Bundesländer weiterhin einen kostenlosen Zugang bieten, so dass auch die 100 Stipendien für Studienkollegsgebühren, die die Regierung auf Dauer zur Verfügung stellen wird, den Bewerbern keinen Vorteil bringen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass keine einzige Universität in NRW solche Kurse einrichtet, als Ersatz für die 60 Kurse sind lediglich drei (!!) Technikerkurse an Fachhochschulen in der Planung. Kurse für Medizin und Geisteswissenschaften wird es in NRW nicht mehr geben. Die Kirchen, die die Reform abgelehnt haben, durften ihre beiden sehr kleinen Kollegs behalten, sie dürfen sie aber nicht vergrößern.

So verständlich es ist, dass eine Regierung keinen Fehler zugeben möchte, das Dilemma ist zu offensichtlich. Die Ruhe, die man sich dadurch verschaffen möchte, dass man die Lehrenden der Kollegs so schnell wie möglich in den Schulbereich abschiebt, erkauft man sich natürlich mit einem erheblichen Kompetenzverlust für die Studienpropädeutik, denn die in fast 50 Jahren an den Kollegs erarbeitete Erfahrung geht so gänzlich verloren. Der ehemalige HRK-Vorsitzende, Prof. Landfried, bezeichnete vor drei Wochen in einer einstündigen Sendung des Deutschlandfunks zu diesem Thema den Schließungsbeschluss als Schildbürgerstreich und riet den Betroffenen. „Wehrt Euch und macht Krach!“ Der neugegründete Verein zur Wiedereinführung staatlicher Studienkollegs in NRW tut dies. Wir haben inzwischen mehr als fünfhundert Mitglieder, nicht nur Betroffene, sondern auch Hochschullehrer verschiedener Hochschulen und viele normale Bürger aus unterschiedlichsten Berufen von A (wie Abgeordnete) bis Z (Zahnarzt). Wir werden das weitere Scheitern der Reform sorgsam beobachten und öffentlich machen. Wir möchten dazu auch Sie dafür gewinnen, sich der Landesregierung gegenüber für eine Reform der „Reform“ einzusetzen. Die jetzige Situation, mit einem kümmerlichen Restprogramm für reiche Araber und Kinder der chinesischen Nomenklatura ist jedenfalls völlig unbefriedigend und wird sicher nicht lange Bestand haben. Und auch die neuen 200 Stipendien für Ausländer sind nur ein Alibi. Bei einem grundständi- gen Studium von 5 Jahren sind das 40 Stipendien pro Jahr. Das ist kein Ersatz für die weg- gefallenen 1200 Plätze. Erst recht kein Substitut für den gesellschaftlichen Verlust sind sie, wenn sie wie in Münster vergeben werden. Dort will man die 20(!!) Stipendien, den bislang einzigen Ersatz für 250 – 300 Studierende des renommierten, zweitgrößten Studienkollegs Deutschlands, vor allem im englischsprachigen Masterstudiengang Geoinformatik einsetzen. Hochschulen, die einen elitären Anspruch haben, sollten ihm auch genügen. Dazu gehört es auch, die moralischen Anforderungen der Gesellschaft zu erfüllen, die schließlich direkt und über Drittmittel die Hochschulen weitestgehend finanziert. Dazu brauchen wir Studienkollegs.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jansen

Hier finden Sie diesen Text im PDF-Format:
Schreiben vom 14. Januar 2009

 

Presseerklärung vom 14. Dezember 2008

Hochschulen lassen Pinkwart im Regen stehen!

Ein völliger Misserfolg war die Vergabe der Stipendienprogramme am letzten Freitag, die Innovationsminister Pinkwart als Ersatz für die 1200 wegfallenden Studienkollegsplätze vorgesehen hat. Nachdem die Privatisierung der Studienkollegs erwartungsgemäß gescheitert ist, hatte das Ministerium nun den Hochschulen gestattet, selbst solche Kurse einzurichten. Keine Universität ist darauf eingegangen, kein Wunder, da das Ministerium ihnen zuvor die Mittel entzogen hat. Lediglich die Fachhochschulen in Dortmund und Köln und die private FH Aachen, die einen englischsprachigen Studienkollegskurs betreibt, haben sich um die 36 (!) Stipendien beworben. Damit gibt es keine geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Kurse mehr in NRW. Ein Armutszeugnis für die Landesregierung, die doch gerade Afrika als Entwicklungsschwerpunkt benennt und nun die Ärzte nicht mehr ausbildet, die Afrika dringend braucht. Während alle anderen Bundesländer an ihren Studienkollegs festhalten, stellt NRW die Hilfe für die Dritte Welt an dieser Stelle ein. Da ist auch das allgemeine Stipendienprogramm nur ein Feigenblatt, denn 200 Stipendien bedeuten bei einer fünfjährigen Studiendauer 40 Stipendien pro Jahr, also so gut wie nichts angesichts der weggefallenen 1200 Plätze der staatlichen Studienkollegs.

Mit freundlichen Grüßen
Lothar Jansen
(Vorsitzender)

Hier finden Sie diesen Text im PDF-Format:
Presseerklärung vom 14. Dezember 2008

 

Presseerklärung vom 8. November 2008

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Schließung der Studienkollegs in NRW war zweifellos ein Fehler. Leider versucht die Regierung nicht, diesen Fehler zu korrigieren. Daher hat sich nun in Münster ein Verein zur Wiedereinführung staatlicher Studienkollegs in NRW gebildet, um öffentlich gegen den Schließungsbeschluss tätig zu werden. Besonders erfreulich ist, dass schon am Gründungstag 58 Personen ihren Eintritt erklärten, nicht nur aus den Studienkollegs und dem Hochschulbereich, sondern auch normale Bürger. Als Vorsitzende wurden die Leiter der Studienkollegs in Münster und in Köln gewählt. Der Verein beantragt aktuell seine Gemeinnützigkeit und bemüht sich parallel dazu landesweit um eine deutliche Ausweitung seiner Mitgliederzahl. Besonders beklagt wurde bei der Gründung die Diskrepanz zwischen den Worten der Regierung und der Realität. Während die Zahl der ausländischen Studierenden rückläufig ist (an der Uni Münster in den letzten fünf Jahren um 18 %, die der Afrikaner dort um 24 %), redet die Regierung über Förderung der Internationalisierung, insbesondere in Bezug auf Afrika. Der Wegfall der Studienkollegs wird diesen Negativtrend noch verstärken. Daher appelliert der Verein an die Landesregierung, die Studienkollegs zu erhalten und an die Bürger in NRW, sich durch ihre Mitgliedschaft dafür einzusetzen. Studierende aus Entwicklungsländern sind nicht nur eine Bereicherung für unsere Stadt, sie sind wertvolle spätere Partner für unsere Wirtschaft und die Politik. NRW braucht dazu Studienkollegs.

Mit freundlichen Grüßen
Lothar Jansen
(Vorsitzender)

Hier finden Sie diesen Text im PDF-Format:
Presseerklärung vom 8. November 2008

 
 

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