Presseinformationsmodul 1Was sind Studienkollegs ?In Studienkollegs werden Studienbewerber aus Entwicklungs- und Schwellenländern fachlich, methodisch und sprachlich auf das Studium vorbereitet. Sie haben ein Jahr lang neben zwölf Stunden Deutsch zusätzlich 20 Stunden Fachunterricht in der Woche. Dieser Fachunterricht wird studienspezifisch in verschiedenen Kursen angeboten. So haben Mediziner Unterricht in Biologie, Chemie, Mathematik und Physik, Wirtschaftswissenschaftler in Wirtschaft, Mathematik, Sozialwissenschaften und Englisch. Die Studienkollegs sollen keine Allgemeinbildung vermitteln, sondern die Studierendenbefähigen, das in Deutschland oft deutlich anders konzipierte Studium aufnehmen zu können, ohne schon in der Anfangsphase zu scheitern. NRW hatte bislang vier staatliche Studienkollegs für Hochschulen in Aachen, Bonn, Köln und Münster, drei Fachhochschulkollegs in Dortmund, Köln und Krefeld, zwei kirchliche Kollegs in Bochum und Mettingen, ein privates englischsprachiges Kolleg in Köln und einen Vorbereitungskurs für Technik in Paderborn, deren Absolventen am Studienkolleg Münster die Prüfung extern ablegen konnten. Aufgenommen werden nur Studenten, die zuhause das heimatliche Abitur erworben haben. In Ländern, in denen die Schule nur elf Jahre dauert oder inhaltlich schlecht ist, müssen die Bewerber zuhause ein oder zwei Jahre studieren, bevor sie ins Studienkolleg dürfen.
Presseinformationsmodul 2Warum hat die CDU in NRW Studienkollegs gegründet?Durch den 2. Weltkrieg war zunächst das Ausländerstudium zusammengebrochen. Ende der fünfziger Jahre kamen die ersten Studierenden aus Entwicklungsländern. Für sie gründete man aus folgenden Gründen Studienkollegs: 1. Man stellte fest, dass die Ausländer im Studium häufig scheiterten. Sie waren nicht so vorbereitet wie deutsche Abiturienten. Man wollte aber im beidseitigem Interesse erfolgreiche Studenten. 2. Man hatte nach dem verlorenen Krieg dankbar die ausländische Hilfe angenommen und wollte nun, nach dem Einsetzen des Wirtschaftswunder, anderen Ländern helfen, insbesondere den sich gerade aus der kolonialen Abhängigkeit befreienden Entwicklungsländern. 3. In Erinnerung an die alte, christlich –jüdische Tradition, den Zehnten für Gemeinnütziges zu spenden, hat man 10% der Studienplätze für ausländische Studierende reserviert. 4. In einigen Ländern werden Minderheiten faktisch vom Studium ausgeschlossen.
Presseinformationsmodul 3Welche Gründe gibt es heute, wo eine moralisch - entwicklungspolitische Argumentation offenbar keine Bedeutung mehr hat, für grundständige Studierende aus Entwicklungsländern?Studierende, die erfolgreich ein komplettes Studium in Deutschland absolvieren, entwickeln eine tiefe Beziehung zu uns, ganz anders als Studierende in englischsprachigen Masterstudiengängen. Sie sind nach ihrer Rückkehr Botschafter unseres Landes. Wir brauchen sie 1. politisch, denn so gewinnen wir, wie die Amerikaner und Chinesen es offen aussprechen, die politischen Eliten dieser Länder für uns. Viele Absolventen sind heute in einflussreichen Positionen in ihren Heimatländern und sind gefragte Ansprechpartner für unsere Politiker. 2. wirtschaftspolitisch, denn Absolventen unserer Universitäten kaufen erfahrungsgemäß bevorzugt deutsche Produkte, oft schon aus sprachlichen Gründen, weil sie die deutschen Bedienungsanleitungen komplexer Anlagen besser verstehen als in jeder anderen Sprache. 3. Integrationspolitisch, denn immer mehr junge Einwanderer kommen zu uns, die einen heimatlichen Hochschulzugang haben, der hier erst nach Besuch des Studienkollegs anerkannt ist. Analog dazu gibt es immer mehr deutsche Schüler, die mit ihren Eltern im Ausland leben und keine deutsche Schule mit Abiturabschluss besuchen können. Wenn ihre Eltern beruflich wieder nach Deutschland zurück müssen und die Schüler gerade die Schule abgeschlossen haben, müssen sie entweder in Deutschland ein Studienkolleg besuchen oder sie studieren erst ein oder zwei Jahre im jeweiligen Ausland, um einen direkten Hochschulzugang zu erwerben. Würden Sie Ihre Tochter allein ein Jahr in Afghanistan studieren lassen?
Presseinformationsmodul 4Wer muss ins Studienkolleg?Jeder Ausländer, der hier studieren will, muss zunächst einen Schulabschluss haben, mit dem er zuhause studieren darf. Die der KMK unterstehende Zentralstelle für das ausländische Bildungswesen entscheidet dann nach inhaltlicher Begutachtung, welche Schulabschlüsse die Ergänzung durch das Studienkolleg erfordern. Entscheidend ist nicht die Dauer, sondern die Qualität des Schulabschlusses. Die in den achtziger Jahren eingebrachte Argumentation, das Studienkolleg sei notwendig, weil wir in Deutschland 13 Schuljahre haben, war nie stichhaltig und wird auch nicht mehr vertreten, zumal wir bald überall 12 Schuljahre haben, aber bundesweit, bis auf NRW, bei den Studienkollegs bleiben. Wer muss nicht ins Studienkolleg?Absolventen, die 1. der EU angehören, 2. mit deren Heimatland das Deutsche Reich oder die Bundesrepublik Deutschland eine entsprechende Vereinbarung getroffen hat, oder 3. die nach der Schule je nach Land ein oder zwei Jahre erfolgreich im Heimatland studiert haben.
Presseinformationsmodul 5Warum sind Studienkollegiaten soviel erfolgreicher als die Bewerber, die zusätzlich zuhause studiert haben?Die Kollegiaten haben neben dem Deutschunterricht auch Fachunterricht, der auf ihr Studium bezogen ist. Die neuen Bachelor-Studiengänge sind so vollgepackt, dass man gut vorbereitet in das Studium einsteigen muss. Ein Wirtschaftsstudent aus China oder Vietnam lernt in seinem Studium zunächst die aus unserer Sicht ideologischen Grundlagen seiner Gesellschaft. Das hilft ihm im BWL-Studium überhaupt nicht. Studenten aus Afrika haben in den Naturwissenschaften oft noch nie selbst experimentiert, den Universitäten fehlt das Geld für solche für uns selbstverständlichen praktischen Übungen an Geräten. Sie sind dann nicht nur sprachlich gegenüber deutschen Abiturienten gehandicapt, sondern auch fachlich. Die Studienkollegiaten sind, wie die unabhängige HIS-Studie gezeigt hat, doppelt so erfolgreich wie diejenigen Studenten, die wegen ihres Studiums zuhause nicht ins Studienkolleg mussten.
Presseinformationsmodul 6Wäre es nicht besser, die Studenten machen zuhause den Bachelor und hier den Master?
In den meisten Ländern ist es nicht möglich, genug Deutsch zu
lernen, um hier zu studieren. Wir lassen aber nur Studenten zu, die die
DSH-Prüfung bestanden haben. Die Studenten besuchen daher
DSH-Kurse, die etwa solange dauern wie der Besuch eines Studienkollegs.
Insgesamt muss man für den Spracherwerb ein bis zwei Jahre in
Deutschland investieren. In Relation zu einem fünfjährigen
Gesamtstudium ist das vertretbar, nicht aber in Relation zu einem
zweijährigen Master. Hinzu kommt, dass in vielen Ländern der
Bachelor 4 Jahre dauert, der Master 1 Jahr. Soll ein Student
Presseinformationsmodul 7Wie falsch waren die der Schließung zugrundeliegenden Daten und warum waren sie falsch?Eine Anfrage beim Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik ergab nach dem Schließungsbeschluss folgende Antwort: Sehr geehrter Herr Jansen, Sommersemester 2007:
Wintersemester 2006/07:
Alle vorkommenden Zahlen sind falsch. Duisburg-Essen, Düsseldorf
und die FH Münster haben gar kein Studienkolleg. Die Uni
Münster fehlt völlig. Die wirklichen Zahlen der
Hochschulkollegs waren folgende:
Das Landesamt hat seinen Fehler gesehen und schrieb: Hallo Herr Dr. Jansen, manchmal lösen sich die Dinge schneller als erwartet. Zumindest was den Teil der Studierenden mit Angabe zur ZZB Studienkolleg betrifft. Die letzte Mitteilung von mir war die, dass die Hochschulen falsche Signaturen für die Meldung der Daten verwenden. Heute nun habe ich festgestellt, dass sie das genau NICHT tun. Laut unseres Schlüsselverzeichnisses haben die Hochschulen die Signatur für die HZB im Ausland zu verwenden, da es die erste HZB ist. Die Signatur für das Studienkolleg ist nur zu verwenden, wenn keine Angaben zur HZB im Ausland vorliegen! Das bedeutet, die Hochschulen machen alles richtig. Für uns bedeutet das, dass Auswertungen hinsichtlich Studierender, die ein Studienkolleg besucht haben, nicht möglich sind. Dies muss nicht weiter kommentiert werden. Alles, was die Landesregierung zur fehlenden Effizienz der Studienkollegs gesagt hat, war völlig falsch.
Presseinformationsmodul 8Ist das eingesparte Geld für das Ausländerstudium erhalten geblieben?Leider nicht einmal die Hälfte. Eingespart werden die Kosten für die 93 Lehrer und für drei Verwaltungskräfte bei der Bezirksregierung Düsseldorf.
Die Mittel für Miete und
Sekretariate werden den Hochschulen geschenkt, ebenso die Mittel
für Lehraufträge an den Fachhochschulkollegs, die ja nur ganz
wenige Beamtete Lehrer hatten. Die kirchlichen Kollegs wurden
zusätzlich nach dem Ersatzschulfinanzierungsgesetz finanziert,
dies Geld ist ihnen erhalten geblieben. Da für die Organisation
der Feststellungsprüfung im Neukonzept der Landesregierung nur
zwei oder drei Stellen benötigt werden, sind die 3,1 Mill. €
für die Stipendien nicht einmal die Hälfte der eingesparten
Summe. Der größte Teil der fehlenden Summe wurde eingespart.
Für seine Zustimmung erhielt das Schulministerium alle sieben
Leiterstellen für den Ausbau des Schulinspektorats.
Presseinformationsmodul 9Ist das Stipendienprogramm ein angemessener Ersatz oder ein Feigenblatt?Das allgemeine Stipendium soll 200 Studierende fördern, bei einem fünfjährigen Studium wären das 40 pro Jahr. Das ist kein Ersatz für die 1200 wegfallenden Plätze an den Studienkollegs. Die 100 Stipendien für Besucher von Vorbereitungskursen auf die Feststellungsprüfung sind zahlenmäßig ebenfalls unzureichend. Allein an den Hochschulkollegs gibt es 4 verschiedene Kurstypen, so dass man mit diesen Stipendien nur an einem Standort und nur in jedem zweiten Semester Kurse betreiben könnte. Die bislang vorgesehene Verteilung auf viele Hochschulen erfordert eine große Zahl von Studenten, die die Kursgebühren von 5000 € bis 10000 € freiwillig zahlen, obwohl in allen anderen Bundesländern die Kollegs kostenfrei sind. Das ist unrealistisch.
Presseinformationsmodul 10Woran ist der Schließungsbeschluss gescheitert?Die Landesregierung hatte ursprünglich geäußert, sie wolle das ganze Geld für zwei Stipendienprogramme ausgeben, ein allgemeines für die Subsahara und ein Programm für begabte Studierende an privaten Studienkollegs. Den Hochschulen wurde untersagt, Mittel oder Personal für eigene Studienkollegskurse zu verwenden, um eine Wettbewerbsverzerrung privaten Anbietern gegenüber zu vermeiden. Die Beschränkung auf die Subsahara war ein unverständlicher Affront anderen Entwicklungsländern gegenüber, insbesondere den islamischen Ländern in Nordafrika. Nun
hat man zur Gesichtswahrung das Stipendienprogramm in zwei Teile
aufgesplittert, ein Programm für alle Länder und ein Programm
für die Subsahara, insbesondere für Ghana, das der
Ministerpräsident kürzlich besuchte und für
Südafrika, das demnächst die Fußballweltmeisterschaft
ausrichtet.
Presseinformationsmodul 11Wen trifft der Schließungsbeschluss besonders hart?1. Studenten, die Verwandte in NRW haben, bei denen sie kostenlos wohnen und essen können. Sie können nicht auf andere Bundesländer und für sie ist der Traum vom Studium ausgeträumt. 2. Migranten, die familiär gebunden sind und nur das heimatliche 3. Minderheiten, oft christliche Minderheiten, die ihren Kindern Auslandsstudium Sicherheit geben wollen. Der Verlust der 1200 Studienkollegs beinhaltet auch 1200 Visa weniger pro Jahr. 4. Arme Studenten. Da die Schulzeugnisse für die Stipendienvergabe aussagekräftig sind und man die Studenten nur in Ausnahmefällen testen kann, wird man die Stipendiatenauswahl vor Ort vornehmen.müssen die Studenten, um ein Visum zu bekommen, zunächst 7000 € für den Lebensunterhalt auch noch 5000 € für die Kursgebühr nachweisen. Sie brauchen also reiche Eltern, um ein Stipendium erhalten zu können. Wer hat, dem wird gegeben.
Presseinformationsmodul 12Warum haben sich vier Hochschulen in NRW offen für die Schließung Studienkollegs ausgesprochen?Dies hat mehrere Gründe:
1. Die Hochschulen hofften, die Stellen ihrer Studienkollegs zu
Studienkollegs waren aber für mehrere Hochschulen zuständig,
für alle Studienkollegs in Westfalen. Man wollte sich schlicht
anderen Hochschulen bereichern. Der frühere Rektor der WWU
Vorsitzende der LRK sagte einmal: „Ich bin gegen die
Übernahme Studienkollegs in den Hochschuletat, weil ich
befürchte, dass das die Stellen Streicht, die ich streichen
würde.“ Er hatte mehr als
Nach der Regierungsübernahme 2005 sind die Ausgaben zunächst gesunken, wenn das auch für die Hochschulen durch die Studiengebühren ausgeglichen wurde, nun, kurz vor den Wahlen, steigen sie wieder. Die Hochschulen versuchten so, auf Kosten der Studenten aus Entwicklungsländern ihre Finanzlage geringfügig aufzubessern. Die 4 Hochschulen
fühlen sich als Elite-Hochschulen. Aus internationaler Sicht ist
das zwar erstaunlich, denn im Shanghai-Ranking
(http://de.wikipedia.org/wiki/Shanghai_Ranking) der besten Hochschulen
der Welt tauchen sie unter den besten Hundert alle nicht auf. Diese
Hochschulen zählen sich, wie man heute klassifiziert, zu den
auswählenden und nicht zu den rekrutierenden Hochschulen. Sie
möchten keine normalen Studenten, sondern Elite-Studenten und die
vermuten sie unter den Studienkollegiaten nicht. Anders als Bochum, das
sich offen zu seinem (kirchlichen und daher ungefährdeten)
Studienkolleg bekennt, verzichten sie zunehmend auf normal erscheinende
Studenten. So hat Bonn auch konsequenterweise die Lehramtsstudenten
aufgegeben. Insgesamt ist die Zahl der Studienanfänger an den
NRW-Universitäten trotz steigender Abiturientenzahlen gesunken:
Dieser Trend ist an den Hochschulen teilweise gewollt. Man möchte sich, da das Ansehen und die finanzielle Ausstattung von der Forschung und nicht von der Lehre bestimmt werden, auf Masterstudenten und Promovenden konzentrieren. Grundständige ausländische Studierende passen nicht in dies Konzept, auch wenn sie politisch und wirtschaftlich für unser Land unverzichtbar sind. 2. Die Hochschulen haben trotz gegenteiliger Beteuerungen kein Konzept für die Studienbewerber mit direktem Hochschulzugang, deren Abbrecherquote viel zu hoch ist. Diese Gruppe ist durch die EU-Erweiterung noch größer geworden. Mit den Stellen der Studienkollegs wollte man für diese Gruppe etwas tun, auf Kosten der Studenten aus Entwicklungsländern.
3. Die Hochschulleitungen stehen in ständigem Kontakt mit den
Akademischen Auslandsämtern, kaum aber mit den Studienkollegs, die
dem Schulministerium unterstehen und über deutlich mehr Stellen
verfügen als die Auslandsämter. Hier gibt es diese Texte als PDF-Datei: |
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